Muslime & Christen feiern gemeinsam Advent in Kettig

In unruhigen Zeiten setzte die „Besinnliche Adventsfeier“ in der Cafeteria der Förder und Wohnstätte in Kettig ein Zeichen zur Völkerverständigung und Integration vor Ort.

Herbergssuche damals – Flüchtlinge heute, das war der Anlass zur gemeinsamen Feier in der gut besuchten Cafeteria der Facheinrichtung für Menschen mit Behinderung.
Der Vorsitzende der Kettiger Naturfreunde Oliver Hartmann begrüßte die zahlreichen Gäste aus vielen Nationen und die Einheimischen sehr herzlich.
Dabei freuten sich der Gastgebende Förderverein des Hauses und die Naturfreunde besonders über das Kommen der zahlreichen Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Serbien. Der Geschäftsführer der Förder und Wohnstätte Dr. Alfred Marmann führte durch das Programm.

Für die Musikalische Begleitung sorgten Christoph Hofstetter und Monika Unkelbach die mit zwei Weihnachtslieder das Programm begannen, bevor von der Flüchtlingsbeauftragten der Naturfreunde Frau Jasminka Strempel ein Bericht über deren Flüchtlingshilfe vorgetragen wurde.
Dabei erzählte Frau Strempel über die Anfänge ihrer Hilfe für Flüchtlinge als Übersetzerin im Netzwerk Rübenach. Die gebürtige Kroatin spricht fließend Serbo- kroatisch und konnte so den Flüchtlingen aus den Balkanstaaten viel Unterstützung geben. Angefangen mit zahlreichen Sachspenden bis hin zur Begleitung zu Behörden und Ärzten, engagiert sich Frau Strempel seit fast 2 Jahren für die unverschuldet in großer Not geratenen Menschen. „Die Arbeit hat sich seither verändert“ so die Urmitzerin.
Heute sind Freundschaften entstanden, man wird eingeladen, besucht sich und hat vertrauen gewonnen.

Nach einem Video über zwei Flüchtlinge in dem ein Deutscher von seiner Flucht im Jahre 1945 und der anderer Flüchtling von seiner Flucht 2015 berichten, erzählte Frau Rosemarie Marx aus Mülheim-Kärlich sehr bewegend Ihre Erinnerungen an die Flucht ihrer Familie im 2 Weltkrieg als Sie noch Kind war. Heute engagiert sie sich aufgrund ihrer eigenen Fluchterfahrung in der Flüchtlingshilfe.
Dr Marmann interviewte eine syrische Familie, die inzwischen in Kettig lebt und deren Flucht.Die zwei jugendlichen Töchter konnten den Gästen eindrucksvoll in gutem Deutsch die Stationen ihrer Flucht seit 2013 wiedergeben. Von Syrien ging zunächst nach Ägypten, dann nach Libyen und von dort per Boot nach Malta von wo ein Italienisches Schiff sie nach Italien brachte. In allen Ländern, so die beiden Mädchen wollte sie keiner länger haben und sie zogen weiter, bevor sie dann vor ca. 1,5 Jahren nach Kettig kamen. Viele ihrer zurückgelassenen Familie und Freunde sind tot oder vermisst. Ihre Hoffnung ist es, hier nun eine Zukunft, ein neues sicheres Leben und ein zu Hause zu finden.

Zwischendurch gaben Herr Hofstetter und Frau Unkelbach immer wieder einige Weihnachtslieder zum besten.

Hussein aus Afghanistan konnte trotz seiner nicht so guten Deutschkenntnisse den Gästen vermitteln, das es für ihn in seiner Heimat keine Zukunft mehr gibt und er in Frieden und Freiheit in Deutschland leben will.

Nach einer sehr nachdenklichen Geschichte über die schrecklichen Erlebnisse einer Flüchtlingsfamilie aus Afghanistan vorgelesen von Irene Klank-Wirblauer, thematisierte Eckart Huber an anschaulichen Landkarten und Statistiken die aktuelle Lage in Syrien und im gesamten Arabischen Raum. Er zeigte auf wie sich auch bei den Muslimen mehrere Gruppen wie die Sunniten und Schiiten gespalten haben und sich bis heute in vielen Ländern bekämpfen.

Dem Vater einer serbischen Roma – Familie, die mit 5 Töchtern seit ca 2 Jahren hier sind, war sichtlich anzumerken, wie groß seine Angst vor einer Abschiebung ist und wie sehr sich diese Familie ein „normales“ friedliches und glückliches Leben mit Zukunft für ihre Töchter wünschen. Doch diese müssen wieder zurück, haben kein Bleiberecht, gehören zu den so genanten sicheren Drittstaaten. In Serbien haben sie keine Aussicht auf Arbeit oder gar eine Wohnung, Roma und Sinti sind auch dort ausgegrenzt von der Gesellschaft und leben in Zeltstädten am Rande der Städte; Hunger und Kälte sind üblich.

Am Schluss der Veranstaltung bedankte sich Dr. Marmann bei allen Gästen und Mitwirkenden sehr herzlich und lies durch Oliver Hartmann an alle zahlreichen Kinder eine Nikolaustüte verteilen. Die Akteure bekamen zum Dank Apfelsaft von der Streuobstwiese der Naturfreunde, bevor Herr Hartmann den Adventsnachmittag mit einem besonderen Dank an Jasminka Strempel für ihre Flüchtlingshilfe und Herrn Marmann für dessen Unterstützung und Zusammenarbeit beendete, allen einen guten nach Hause weg und schöne Feierteige wünschte.